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Hispanics


Hispanics, ethnische Minderheit, Minorität, Einwanderung, Immigranten, Zuwanderer, Arbeitsmarkt

Die US-Statistik erfasst seit den 1980er Jahren alle amerikanischen Bürger mit spanischen Namen, spanischer Sprache und Herkunft unter der Bezeichnung Hispanics. Die Bezeichnung Chicano/Chicana wurde in den 1960er Jahren von den Hispanics zur Betonung ihrer eigenständigen Kultur und ihrer politischen Identifikation gebraucht. Die Hispanics setzen sich aus verschiedenen Gruppen zusammen. Die größte Zahl stellen mit 60 % die Mexican-Americans, die überwiegend in Kalifornien leben; dann folgen die Puertoricaner mit 12 %, die zu 70 % im Nordosten der USA, besonders in New York City wohnen und die Kubaner mit 4,5 %; diese sind zu 70 % in Florida bzw. Miami konzentriert.

Von den rund 720.000 Einwanderern (1995) entfielen 270.000 auf Hispanics, davon allein 90.000 auf Mexicans. Außerdem kommen nach Schätzungen noch ca. 300.000 Illegale hinzu. 1994 hatte man rund 4–6 Mio. Illegale geschätzt, davon 1,8 Mio. in Kalifornien bzw. über 1 Mio. in Los Angeles; die meisten kamen aus Mexiko. Kalifornien wird wegen der günstigeren Arbeitsmöglichkeiten und der etwas höheren Löhne als in Texas von den illegalen Saisonarbeitern bevorzugt. Der durchschnittliche Illegale ist jung und ohne spezielle Erfahrungen für die modernen Formen der Agribusinessarbeit, er bleibt meist 6–8 Monate und kehrt dann wieder nach Mexiko zurück. Mindestens fünf solcher Saisonarbeitstrips unternimmt er in seinem Leben.
Die Wanderungen laufen über bestimmte Informations- und Transportmöglichkeiten ab, über sehr persönliche Netzwerkbeziehungen, (informal information networks). Amerikanische Farmer mit hohen Arbeitsspitzen während der Erntezeit von Obst- und Gemüsekulturen benötigen ebenso wie viele Unternehmer mit standardisierter Fertigung billige Arbeitskräfte. Man spricht von einem zweiten Arbeitsmarkt. Die vielen legalen und vor allem die illegalen Einwanderer arbeiten unter dem Konkurrenzdruck der Zuwanderer. Sie akzeptieren schlechteste Bedingungen hinsichtlich Arbeitsumfeld, Bezahlung und Sozialversicherung. Die Illegalen sind extrem abhängig von Arbeitgebern, was sich in hohen Fluktuationsraten äußert. Folgeerscheinungen sind die Verdrängung von schwarzen Arbeitskräften, Jugendlichen und Frauen aus bestehenden Arbeitsverhältnisssen (displacement-Effekte). Gewerkschaften kritisieren deshalb die legale und illegale Einwanderung, sie fordern die Arbeitgeber auf, illegale oder undocumented Migranten nicht zu beschäftigen. Doch die Manager aus Landwirtschaft und Industrie fordern immer wieder solche Arbeitskräfte an.
Die Mexican-Americans prägen heute den Kulturraum entscheidend mit. Sie sind in den Innenstädten in den sog. Barrios konzentriert, den lateinamerikanisch bestimmten Nachbarschaften. Die Innenstadt-Barrios haben sich im Zuge von filtering-down-Prozessen nach dem Auszug von Weißen oder einer anderen Minderheitengruppe gebildet. Manche der Barrios entstanden auch in älteren Vororten und außerhalb der Städte in Anlehnung an Wanderarbeitercamps. Wie bei den Ghettos der Schwarzen gibt es wenige Beziehungen zu Nachbarschaftsvierteln. Die Segregation ist besonders ausgeprägt gegenüber den Schwarzen.
Die Latinisierung ist nicht mehr aufzuhalten, trotz verschiedener Maßnahmen zu deren Begrenzung. Während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren und in der Stagnationsphase der 50er Jahre sind im Rahmen der wetback-Operation viele Mexicans nach Mexiko zurückgesiedelt worden (repatriation). Von den ehemaligen Wanderarbeitern der Landwirtschaft leben heute über 85 % in den Städten. Vor allem nahe der Grenze zu Mexiko und in Kalifornien sind mehr als 50 %, z.T. mehr als 80% der städtischen Bewohner Hispanics. Garreau (1981) spricht deshalb von Mexamerica als historisch geprägtem und in Zukunft neu überprägtem spanisch-mexikanischem Kulturraum.


Quelle: Länderprofil USA
Autor: Roland Hahn
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: 291-296 (stark gekürzt)
Bearbeitungsdatum: 12.05.2006
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